Wir unterstützen mit unserer Arbeit aktiv das Kiebitzprojekt des Landes Rheinland-Pfalz, dass von der GNOR koordiniert wird.
Kiebitze (Vanellus vanellus) sind standorttreue Koloniebrüter mit Bodengelegen. Zwischen Ende März und Anfang Juni erfolgen Eiablage, Bebrütung sowie Jungenaufzucht. Die vor ca. 100
Jahren noch weit verbreiteten Zugvögel waren häufig entlang der Rheinniederungen auf Feuchtwiesen, Weiden und extensiv bewirtschafteten Äckern zu beobachten. Die Bestände nehmen allerdings seit
Jahrzehnten massiv ab, weshalb die Art auch deutschlandweit als streng geschützt eingestuft ist. In Rheinland-Pfalz zählt der Kiebitz gemäß der landesweiten Roten Liste mit nur noch 100- 200
Brutpaaren zu den vom Aussterben bedrohten Arten (RL 1) mit stark negativem Trend.
Von 1980 bis 2016 haben die Kiebitzbestände um 93 Prozent abgenommen. Hauptgrund ist die intensive Landwirtschaft, die Feuchtwiesen trockenlegt und zu Ackerland macht oder die Bewirtschaftung
nicht an die Bedürfnisse der Wiesenbrüter anpasst. Trotz des Tötungs-, Störungs- und Zerstörungsverbots sind die lokalen Populationen negativ beeinträchtigt, wie die rapide abnehmenden Bestände
deutlich zeigen. Die aktuellen Bestandeinbrüche des Kiebitzes lassen sich u.a. auf nachfolgende Faktoren zurückführen:
> Verlust von Gelegen durch Bodenbearbeitung
> Verlust von nassen Senken in der Ackerlandschaft
> weniger Grünlandbeweidung und zunehmender Grünlandumbruch
> wenige verbliebene natürliche Feuchtgebiete, keine Hochwasserdynamik
>Wechsel von Sommer- auf Wintergetreide
> Wegfall von vegetationsarmen Brachen und Stoppelfeldern
> Intensivgemüsebau mit rascher Fruchtfolge
> hohe Bearbeitungsintensität und hohe Befahrungsfrequenz, Störungen
> Folien und Kulturschutznetze, Beregnung (besonders in kühlen Nachtstunden)
> mechanische und chemische Unkrautvernichtung sowie Insektizid-Applikation
> massiver Rückgang der Insektennahrung und deren Lebensräume
> Prädation durch Beutegreifer (insbesondere Bodenprädatoren)
> Vertikale Baustrukturen oder hohe Vegetationsformen
> Störungen durch Hundehalter, Spaziergänger, Erntehelfer usw.
Wir besprechen die geplanten Maßnahmen mit den betreffenden Landwirten ab, die das Kiebitzprojekt unterstützen möchten, und suchen auf deren Feldern oder Wiesen nach Kiebitzgelegen.
Passiv können Kiebitzgelege während der Brutphase (und nachfolgend dann das Küken führende Kiebitzweibchen) durch einen 120 cm hohen Elektrozaun geschützt werden.
Aktiv schützen wir die Kiebitzgelege durch das Markieren mit Bambusstäben, so dass der Landwirt das Gelege bei der Bearbeitung aussparen kann. Wenn möglich wird das Gelege auch mit einem sogenannten Nestschutzkorb vor Prädatoren geschützt.
Auch nach dem Schlüpfen sind die Kiebitzküken noch vielen Gefahren ausgesetzt, bis hoffentlich viele von ihnen im nächsten Jahr die angestammten Brutgebiete zur eigenen Brut aufsuchen können.
Auf diesem Foto einer Wildkamera ist ein Fuchs zu sehen, der sich in der Nacht einem Kiebitz-Gelege genähert hat. Zum Glück war das Gelege durch einen Nestschutzkorb geschützt. Der Fuchs ist lange auf dem Korb herumgeturnt, hatte aber trotzdem keine Chance, an das Gelege zu kommen.